Zitat aus einer Zeitschrift aus dem Jahr 1917:
" Eine Sparsamkeit, die viele noch nicht üben
Derjenige, der seine Speisen recht gründlich kaut, kommt mit 2/3 oder 3/4 von dem aus, was ein anderer braucht, der nicht so gut kaut; und dabei befindet er sich noch viel besser als jener. Die Kauverfechter nehmen an Zahl und an Ansehen stetig zu. Neben Dr. v. Borosini, Dr. Hindhede, Hofrat Dr. Roese, Prof Dr. Kraft u.a. tritt jetzt der Aachener Sanitätsrat Dr. Kersting auf den Plan; er hat im Verlag der Kölnischen Volkszeitung (Bachem) ein Büchlein erscheinen lassen: "Deutschland fletschere!" (30 Pfg.), dessen Leitwort heißt: "Eßt weniger - aber richtig!"
Er berichtet, daß er seit seinem Übergang zum rechten Kauen von etwa 1/3 der früher genossenen Nahrungsmittelmenge vollständig gesättigt sei und sich dabei wohler und kräftiger fühle als früher. Auch der bekannte Weltmeisterschaftsgeher Karl Mann, der zur Zeit als Landsturmrekrut im Heer steht, berichtet, daß er sich die Zusendung von Eßwaren verbeten habe, da er die Soldatenverpflegung für überreichlich und jede Zutat unter den jetzigen Verhältnissen für überflüssig und sündhaft halte. Er verschenke sogar noch einen Teil seines Verpflegungsanteils und könne trotzdem nicht über Abspannung oder dergleichen klagen.
Dabei hat das Gutkauen noch so viele gesundheitliche Vorteile, daß wir alles tun sollten, um mit Hilfe der sachverständigen Aerzte und der schon bisher in diesem Sinne arbeitenden Lebensreformvereine das deutsche Volk zum Gutkauen zu erziehen. Wenn doch die Menschen nur das eie bedenken würden, daß sie sich den Genuß, den die Speisen unseren im Mund befindlichen Geschmacksnerven bieten, um so mehr verlängern, je länger sie die Speisen im Mund behalten. Dazu kommt noch, daß gerade bei den gesundheitlich wertvollsten Speisen der Geschmack umso feiner und kräftiger wird, je länger sie gekaut werden.
Dr. med. Pfleiderer."
Dazu passende Literatur: https://uwe-spiekermann.com/2022/04/14/deutsches-kauen-nationalsozialistisches-rosen-und-seine-vorgeschichte/
Anmerkung: Diese Art der Sparsamkeit mit Nahrungsmitteln wurde vermutlich auch vor dem Hintergrund der damaligen Hungersnot der Menschen propagiert, vgl. https://www.aerzteblatt.de/archiv/167694/Erster-Weltkrieg-1914-1918-Hunger-und-Mangel-in-der-Heimat
Für Ihre Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Dr. med. Andreas Asch, Ihr Hausarzt in Stuttgart
Facharzt für Allgemeinmedizin